Antrag zur Sitzung des Rates am 22.06.2023

21. Juni 2023

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, liebe Dagmar,

die CDU – Fraktion im Rat der Stadt Georgsmarienhütte stellt folgenden Antrag:

Die Verwaltung wird beauftragt, ein Programm zur Gewinnung von Fachkräften für die Kita- und Krippenbetreuung aufzulegen.
Hierin sind Möglichkeiten aufzuzeigen, mit denen die angepasste Landesgesetzgebung (insbesondere zu vergüteten Ausbildungsmodellen) durch die Stadt Georgsmarienhütte sinnvoll ergänzt werden kann.

Denkbare Anreize, um neue Erzieherinnen und Erzieher sowie pädagogische Fachkräfte zu gewinnen, sind:
 Die Finanzierung eines monatlichen Entgelts für Auszubildende der Sozialpädagogischen Assistenz in Voll- und Teilzeit.
 Die Finanzierung eines monatlichen Entgelts für Auszubildende des Erzieherberufs in Voll- und Teilzeit.
 Die Vorfinanzierung von Mitteln des Landes Niedersachsen, um duale, vergütete Ausbildungsmodelle umgehend beginnen zu können.
 Die Verbesserung aufgelegter Programme zur Finanzierung von Quereinsteigern (Sozialpädagogische Assistenz, Erzieherberuf) durch zusätzliche Anreize bzw. Leistungen.
 Eine Erhöhung der Verfügungsstunden für die Erzieherinnen und Erzieher, die zum Anlernen und Begleiten neuer Fachkräfte und zu Ausbildungszwecken genutzt werden können.
 Eine einheitliche und zeitgleiche Information der Eltern über Anmeldungsphasen, Zusagen und Absagen sowie die Zuordnung eines Wartelistenplatzes.

Sachverhalt:
In Georgsmarienhütte werden immer mehr Kita- und Krippenplätze benötigt. Der Bedarf wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Zugleich wird sich der Effekt intensivieren, dass sich die Kindertagesstätten sowohl innerhalb einer Kommune als auch gemeindeübergreifend gegenseitig das Personal wegnehmen bzw. um dieses kämpfen müssen. Bereits im Kita-Jahr 2023/2024 kann nicht allen Kindern, die drei Jahre alt oder älter sind, ein Kita-Platz angeboten werden. Es besteht mittlerweile ein deutlicher Fehlbedarf von ca. 40- 50 Plätzen. Der Fehlbedarf in der Krippenbetreuung ist sogar auf knapp über 100 Plätze zu beziffern. Angesichts dieser Entwicklung ist es zu befürchten, dass die Kommunen in den nächsten Jahren die Krippenbetreuung sukzessive einstellen müssen.
Ein Grund für fehlende Kita-Plätze ist ihr steigender Bedarf. Dieser begründet sich dadurch, dass Eltern – auch aus finanziellen Gründen – immer frühzeitiger wieder ins Berufsleben einsteigen müssen. Der zunehmende Fachkräftemangel in allen Bereichen der Wirtschaft in Deutschland bildet eine weitere Ursache ab. Die anstehende bzw. laufende Entwicklung neuer Wohnbaugebiete in Georgsmarienhütte liefert eine weitere Begründung. Mit Blick auf das Baugebiet „Hempen“ (Südlich Schulzentrum & Südlich Panoramabad) wurden zwei neue Standorte für die Kita- und Krippenbetreuung beschlossen, wobei einer davon in Modulbauweise ausgeführt werden soll. Aufgrund der drei erforderlichen neuen Baugebiete in Georgsmarienhütte, deren Entwicklung in der Ratssitzung am 25.05.2023 richtigerweise beschlossen wurde, können wir davon ausgehen, dass mehr Kita- und Krippenplätze geschaffen sowie das zugehörige Personal beschafft werden muss.
Auffällig ist die gestiegene Anzahl von Integrationskinder. Ein Integrationskind weist besonderen pädagogischen Förderbedarf auf, welcher in allgemeiner Entwicklungsverzögerung, Sprachentwicklungsverzögerung, Lernschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten und/oder sozial- emotionale Problemen sowie in körperlicher und/oder geistiger Behinderung begründet sein kann. Kinder aus Fluchtgebieten können ebenfalls einen solchen Förderbedarf aufweisen. Dies führt dazu, dass bestehende Kita-Gruppen (in der Regel ca. 25 Kinder) teilweise zu I-Gruppen umfunktioniert werden müssen. Dadurch verkleinert sich die Gruppengröße in den Regelgruppen von 25 auf 18 Kinder. Die Schaffung erforderlicher I-Gruppen nimmt also weitere Regelplätze weg. Folglich müssen zusätzliche Regelgruppen eingerichtet werden, um den weiter vergrößerten Bedarf abzudecken.
Ungeachtet dessen kämpfen alle Kitas in GMHütte mit dem Fachkräftemangel, der eine zuverlässige Kinderbetreuung gefährdet. Die Konsequenzen reichen von der Reduzierung der Betreuungszeiten bis hin zur Schließung einzelner Gruppen über mehrere Tage. In den nächsten Jahren werden viele Erzieherinnen und Erzieher aus den geburtenstarken Jahrgängen in den wohlverdienten Ruhestand gehen und mithin den schon bestehenden Fachkräftemangel verstärken.
Zusätzlich wird die Ausweitung der Ganztagsbetreuung in den Schulen einen zusätzlichen Bedarf an sozialpädagogischen Mitarbeitern hervorrufen und den angespannten Fachkräftemarkt dadurch weiter verschärfen.

Mit freundlichen Grüßen
Christoph Ruthemeyer, Reinhard Többen, Johannes Bölscher, Sandra Wallenhorst